Aquarelle und Gedichte

  

  

  

 

  

 

 

Fahrt

Der Frühling 

noch an die offenen Giebel 

gelehnt 

verspricht dir ein Jahr 

der Langmut 

der Säumigkeit 

der Vertrautheit 

mit dir selbst

Grenzacker

In manchen Momenten 

haben wir 

das Wort eines Schattens 

für uns 

tritt die Täuschung zurück 

als wären wir 

schon einmal dagewesen

Aber treten wir mit dem Gesicht heran 

stellen sich Lebensmerkmale 

dazwischen

Eine Tür wird zugeschlagen 

oder ein Fensterflügel 

im Haus 

und wir sind Orpheus 

im Ewigkeitsland 

sehen uns um 

blähen wieder die Fahnen 

sehen vertrocknete Äste 

und trinken Wasser

Friedenswelt

Der Kreislauf der Farben 

der Brauch der Tiere 

von denen wir gelernt haben 

die Gerechtigkeit 

mit der die Vögel 

den Himmel verteilen

Das alles sollte uns 

zu denken geben 

wenn wir mit System 

die Welt zerstören

Jahreszeit

Noch geschieht nichts

Das Grün trägt sich

Der Herbst 

zieht die Blätter 

durch den Mund

Plötzlich riecht die Luft 

anders

Ein erstes Blatt 

wird als zu leicht 

befunden

Jetzt stößt er zu 

Die Tagesstädter 

die abends zurück 

aufs Land kommen 

bemerken 

was sich zugetragen hat

Hier wurde heute 

der Sommer umgebracht

Rückblick

Wir haben so viele

Morgende gesehen

und so viele

waren schön

Zeitverbrauch

Ähnlich wie gestern 

trifft sich alles 

überwintern wir 

messen den Sommer 

am Grad unserer Erwartungen 

splittern Leben auf

Und doch ist alles wie heute 

und anders als gestern