Gedichte über unsere Zeit

Alle Rundungen

Alle Rundungen 

der Erde zusammen genommen

sind eine wohlhabende Existenz 

Die runde Erde - 

natürlich haben wir 

etwas dagegen 

sie zu verlieren

Allen Warnungen zum Trotz

Warum haben wir 

nichts gespart

Warum wurde immer nur 

von Verbrauch gesprochen 

verbraucht euch 

allen Warnungen zum Trotz

Die letzten Erben sind da 

der Verteilungsraub 

und dann schlafen wir wieder 

in Hütten

Aber bis dahin ist das Wasser 

von den Eisbergen hier

Vielleicht klappt das ja wieder 

mit Pfahlbauten

Apokalypse

Mit der Kunst 

ist es vorbei-

Leute-

Ende der Fahnenstange

Dafür steht „künstlich“

ein künstlicher Himmel 

Demnächst- 

Unsere Bewegungen 

sind überflüssig geworden

Das ergibt keinen Gelenkverschleiß

Nur noch positive Augenblicke

Eine neue Religion 

der Weltverbesserung

Die Welt der Güter 

verbessertes Gut ist Güte

Wir sprechen die Lichtsprache 

alles ohne eigenes Zutun

Die Kunst  ist

-zerstört- 

und niemand wird wissen 

dass es einen malenden/ 

schreibenden/ formenden

Künstler je gab

Die Magieempfängnis 

ist aus der Welt geblasen

Das Universum hat seine 

entfesselten endgültigen 

Rufe über uns gestoßen 

die wir nicht mehr verstehen 

wir sind ausgegrenzt.

    

Aus Vergangenem ziehen

wir Verletzungen hervor

verzehrt und verbraucht

von eigenen Pfründena

alle waren beteiligt

High-Tech-Hinterlassenschaften

Glitzer Geflimmer

und Funkwellen

Die Vernunft zieht ruhelos

über Dachfirste

und sieht die Zerstörung

Die Pharaonen hinterließen

ihre Pyramiden

August der Starke seine Schlösser

Die Päpste ihre Insignien

'Himmel und Erde'

und wir 

verschrottete Autos

und zubetoniert Erde

Aber die Natur kommt wieder 

wenn wir alle weg sind

Bleib hier

Das Tuch des Sommers 

ist eingebrochen 

Aus Blütenduft und Reife 

zieht der Himmel 

seine Bahn 

Es atmen die Vögel 

die Insekten 

so viele Stimmen 

Niemand ist allein 

Die stillen Wälder 

wachsen über uns zusammen

    

Der Traum von der Mehrzahl 

hat keine Endungen 

sie liegen verloren 

ausgebrannt 

verfault herum 

ohne Stimme

Die Tafel des Künstlers

Wo seid ihr meine Mächte 

tischt euch auf: 

Die Kreativität zu meiner Rechten 

der wahre Fluss ursprünglicher Gedanken 

der die Welt aufbricht 

und Räumlichkeiten schafft 

die es vorher nicht gab 

-Der Flug eines Vogels mag so sein 

Sein Flug geht durch meinen Mund 

Die Lust verteile sich 

auf alle meine Gäste 

Die Besessenheit ist schön 

komm her zu mir 

durchnervt vom Fieber des Entstehens 

Die Leidenschaft ein Dorn im Fleisch 

sie nimmt mir Brot und Wein 

Das Maßgebieten 

setze sich zu meiner Linken 

Es rührt die Trommel 

unter dem Tisch 

Nur einen Steinwurf weit 

von jedem Glück 

sitzt Unglück 

wie ein Widerhall 

Das übrige Gesinde schläft 

nur seinen Traum vom Tag 

und wird geweckt 

von diesem oder jenem Tischgesellen 

die Speisen aufzutragen- 

Das namenlose Heer dienstbarer Geister 

Ich wende die Wolken am Himmel 

wie ich mag 

Du musst nicht suchen 

Es muss dir zufallen

Ihr sprecht von der Kunst

Ihr sprecht von der Kunst 

zu leben 

und ich schaffe den Weg 

hier nicht 

die Tasche ist schwer 

meine Probleme 

meine Natur 

die falschen Karten 

in den falschen Kasten 

geworfen

Wozu noch die Anstrengungen 

sie zerfallen in Teile 

Streublümchen 

mach ich aus der Welt

Die Schmerzrasseln 

meine Gefährten 

stören mich nicht im Schlaf

Diese und jene 

Bescheinigungen 

sind mir abhanden gekommen

Sprache ist sicher 

ein sicherer Treffpunkt

Kunst - Ein maschineller Werdegang

Gleichmacherei

die ideologische Heerschar

hier in der Kunst

haben sie es geschafft

alles niederwalzen

Jeder kann jedes

und alles ist Kunst

Der Individualismus

ist abgerutscht

und liegt zerschlagen 

am Boden

Es wird fotografiert

fotomontiert

fotokopiert

Farbe probiert

Ideen ausgespuckt

gleich wieder

von allen gefressen

zur Geldkanone mutiert

hierhin dorthin

über den Teich geschossen

und entwertet

Bildinhalte sind verschwunden

eine sich wandelnde

Modepräparation

aus gedroschenen Kunstwerkzeugmaschinen

die einst Künstler waren

sie ziehen den Schmerz

durch ihren Blick

die Droge des Universums

hat sie verlassen

Wer reißt das Feuer

aus ihrer Brust

die Schaffenskraft

den Glauben an sich selbst

Wer tötet 

den Drachen

der Gier

der Vielzahl gleich Unzahl

Der Napf ist leer gefressen

jetzt kommt der Überlebenstraum

Die Maschine die das

Kunstspeien erfindet

zu billigen Preisen

Ich steige aus

Maschinenbilder

maschineller Impetus

maschineller Werdegang

wo bleibt die Würdigung

Kunstsammler

Der Fall „denkste“ 

ist eingetreten 

Mit jedem Schein 

den wir mehr besitzen 

glauben wir größer zu sein 

weiter zu sehen 

Aber einer sitzt in unserem Gewinn 

der trümmert mit Leidenschaft 

die Scheine zu Kleingeld 

Er nützt jede Gelegenheit 

uns als arm hinzustellen 

Und haben wir es 

durch allerlei Tricks 

im Alter zu Reichtum gebracht 

sitzt er mit tauben Ohren 

verschlossenen Augen

als Mumie dazwischen

und gibt keine Antwort 

Darum beschäftigen sich 

so viele Reichgewordene 

am Ende ihres Lebens 

mit der Kunst 

sie kaufen Bilder 

Das lässt gut hoffen 

Der vermehrte Geldsegen 

geht in die Kunstsammlungen ein 

die dann wiederum den Stifter ehren 

Das bringt Bewegung 

in die Sache „Denkste"