Antworten auf das Altern

Alter ist kein Thema 

Die weiten Blicke sind verkürzt 

kein Horizont ufert mehr aus 

du bist 

eingeordnet 

herausgenommen aus dem großen Meer 

Die Gefahr umzufallen 

ist größer geworden 

 

Du musst dir spaßige 

Geschichten erfinden 

für deine Lebenstournee 

Nicht diese: 

dass sie herumlaufen 

mit deinen Sachen 

und Feste feiern 

die du nie begriffen hast 

dich tot wähnen 

und du sitzt hinter den Brettern 

und stößt Astloch 

für Astloch auf 

Sie zünden deine Scheine an  

(hast du das gesehen?) 

das ist eine spaßige Geschichte 

aber sie ist wahr!

 

Die unwahren Geschichten sind es 

die zu gewinnen sind 

wie diese: 

Zieh dir einen Strumpf 

über den Kopf 

und lauf als Einbrecher durch die Welt 

Ernähr dich von allem 

was man außen nicht sieht 

nicht zeigt

nicht sagt 

was nie ans Tageslicht kommt 

was ausströmt ohne Wort und Schrift 

eine Welt in unserer Welt 

da steig ein 

auf diesen Dachboden 

da rumpeln und pumpeln

die Geister

und vertauschen die Dinge

Alter

Bewusstsein 

schlägt mir 

ins Gesicht 

obgleich ich 

die Zeit nütze 

 

 

Jetzt ist aller 

Tage Abend 

sie überlegen 

nicht 

sie gehen furchtlos 

in eine Schneise

 

 

Die Vergangenheit 

macht ihren Strich 

durch die Rechnung 

ich kann nicht 

irgendwo hin springen 

ein Seil herunterlassen 

eine Tür öffnen 

Die Jahre halten 

mich an

Altern

Der große Stillstand macht sich breit

das Strecken der Flügel 

nur noch bei Nacht

Fledermäuse fliegen so 

die Pole sind kein Ziel mehr 

miterdig trocknen wir aus 

Entzug findet langsam statt 

aber gnadenlos 

so als wäre altern 

eine Krankheit

Alternder Dichter

Von all dem 

soll nicht gesprochen werden 

Die Wertminderung seiner Zukunft:

Jetzt hat er den Ton 

dafür gefunden 

er verschweigt den Tod 

 

 

Er wird noch zusehen 

vielleicht wie man ihm 

die Strümpfe auszieht 

alles andere ist Spekulation 

und weil das so ist 

und er keine Zeit 

damit vertun will 

treibt es ihn über die Welt, 

stopft er die restlichen Themen 

in seine Tasche 

Strandgut 

und schreibt keine 

e h r 1 i c h e  Zeile mehr 

 

 

Welche Last 

ist von ihm genommen 

und womit verschont er uns 

Potztausend 

der Tag ist ein Fest

Alternder Mensch

Es gilt alles 

neu zu benennen 

der Boden stellt 

sich gegen dich 

du bist frei erfunden 

neue Lebensräume 

ahnungslos die Sterne 

dir gegenüber 

verweigerte Nähe 

mit unbekanntem Ziel

 

 

Winde holen Reisige 

vom Feld 

bewerfen dich 

mit abgelebten Strecken

Ein Sommerabend

Es ist lange her 

dass du ihm 

müde und erfüllt 

über die Schulter fällst

Alternder Wohlstand

verzichten sie 

Sie besinnen sich 

auf menschliche Maße 

Rollläden sind wichtig 

Die Schlagkraft hat abgenommen 

Die Bar kannst du vergessen 

im Keller sammelt sich Gerümpel 

 

 

Willst du mit mir essen gehen? 

Nach Perücken und Toupets 

wird gesucht 

nach dem Gebiss der Brille 

und dem vergilbten Schal 

nimm den alten Schwarzen 

der ist wärmer 

Der Schmuck ist zu groß geworden

den Hals schmückt nichts mehr 

es ist alles so umständlich 

dieser Fand ihn aufzustecken 

also bleibt er gleich im Leinensäckel 

unter der Kellertreppe 

Einbrecher sind eine Gefahr 

und jede Gefahr ist anstrengend 

  

 

So alt man auch wird 

einen frischen Apfel zerschneiden 

einen Kuchen backen 

und langsam die Kaffeetasse absetzen 

das ist brauchbares Leben

Alters Ende

Wirklichkeit bricht ein 

in der hohlen Hand 

die Welle 

mit der du eintauchst 

in das große Meer

Durch die Nacht gehst 

eine nach der anderen 

fällt in dich ein

Kein Morgen 

in den zündelnden 

Blättern am Baum 

Alter ist Weisung 

die in die Stille führt

Altes Leben

Weiße Höhenzüge 

liegen in deinen Augen

Die Sonne war lange 

bei dir 

über den Bäumen

Schönheiten breiteten 

sich aus 

ein Tuch im Lebensfieber 

die Glücksstraßen entlang 

verschlungene Wege 

richteten sich auf 

in Schnee und Eis

Gruben die du 

ausgehoben hast 

zugefallenes Leben

Wer kann schon 

über Ebene gehen

Tatsachen über 

Tatsachen 

geschehen 

sie hinter sich 

zu lassen

Alt sein

Bäume rauschen

Andachtskapellen 

in gelb flackerndem 

Licht

Zeiten die wir 

einmal besaßen

Wege von Klippe 

zu Klippe 

in Veränderung

Hohe Bäume 

machen nicht mehr 

stolz 

Gelebt ist gelebt

Ein Riesentrichter 

voller Momente

Ausgelebt ist ausgelebt

Ausgelebt ist ausgelebt 

ein Quadrat 

ohne Aussicht 

gönn dir einen Tag 

mit inneren Einsichten

Bänker

Wer will schon zocken 

wenn einer Himmel 

und Erde 

zusammen schnürt 

zu einem Bündel 

losgeht 

und ist mit sich 

im Reinen 

gegen die Massenhaltung

Mensch

Bestimmung

Aller Tage Abend

Vergangenheit 

macht den Strich 

durch die Rechnung

Du kannst nicht 

irgendwo hin springen 

ein Seil herunterlassen 

eine Tür öffnen 

Die Jahre halten 

dich an

Bitte

Meine Flügel 

über der Erde 

im letzten Flug

Gib mir 

von deinem Wort 

noch ein Wort 

für meine Worte

Blattwendungen

Ein Titan 

auf dem Eisberg 

gesprungen 

ein Untergang 

der einfache Tod 

eines Mannes 

der aus dem Himmel 

die Berge reichen 

konnte 

und auf der Erde 

weiter versetzte 

alles mit leichter 

Hand

 

Die graue Tragfähigkeit 

einer jungen 

älter gewordenen Generation 

galt ihm zur Probe

 

Bis dahin 

reicht euer Arm 

und jetzt geht 

zurück 

und verständigt 

den Tod

abermals wird sich 

das Blatt wenden 

von Generation 

zu Generation

Dein Gesicht ist ein alter Palast

Dein Gesicht ist ein alter Palast 

mit dem Verfall 

der nicht aufzuhalten ist 

du rufst vom Balkon

lass das Leben ein

Die verbogenen Teufel

Deine verbogenen Flügel

halten bei dir aus 

Weggesteine 

die du jeden morgen 

wegräumen musst 

eine zähe Masse 

obgleich die Sterne 

leuchten 

und Einsatz geben

Der große Stillstand macht sich

Der große Stillstand macht sich 

in dir breit 

das Strecken der Flügel 

nur noch bei Nacht

Fledermäuse fliegen so 

die Pole sind kein Ziel mehr 

miterdig trocknet das aus 

der Entzug findet langsam statt 

aber gnadenlos 

so als wäre altern 

eine Krankheit

Der Job ist um

Der Job ist um

Deine Schmerzgelder 

hast du bezahlt

Nimm dir ein Bittgeld 

für das nächste Jahr 

davon! 

Mehr steht dir nicht zu! 

du bist Almosen gewöhnt 

und nichts anderes

Jahre kommen noch 

bleib auf deiner Insel 

„davon träumen andere“

Sag Hallo! 

und der Himmel 

grüßt zurück 

Eti

Der Speer

Der Speer 

zwischen den Schultern 

du musst deine Absichten 

überdenken 

sie tragen dich 

nicht mehr 

als Leichtgewicht

Die Sprossen

Die Sprossen 

in den Himmel 

überleben 

wenn du stirbst

Die Welt ist geköpft

Die Welt ist geköpft 

nur du darfst 

mit ihr leben

Jeder Tag eine Zuwendung